Perspektiven aus der Kognitionswissenschaft
Geschlecht durchdringt alle Bereiche menschlichen Handelns. Die Wahrnehmung von geschlechtsrelevanten Informationen, die Formation von Vorurteilen oder Stereotypien, die Einstellung zu Rollen, oder mögliche Geschlechtsunterschiede in speziellen kognitiven Leistungen – dies sind nur wenige Beispiele für Themen, bei denen Geschlecht implizit oder explizit von Bedeutung ist. Wer jedoch die auf Geistes- und Sozialwissenschaften basierende Literatur aus dem Kanon der Geschlechtertheorie betrachtet, erhält den Eindruck, dass die Kognitionswissenschaft innerhalb dieses Forschungsbereichs (noch) keine tragende Rolle spielt. Ein möglicher Grund für die fehlende Integration kognitionswissenschaftlicher Forschung scheint ihr Zugriff auf quantitative empirische Methoden zu sein, ein Ansatz, der für die naturwissenschaftlich orientierte kognitionspsychologische Forschung unerlässlich ist.
In diesem Vortrag möchte ich, basierend auf einem Artikel, der 2013 in Zusammenarbeit mit Anelis Kaiser entstanden ist, aufzeigen, wie experimentelle psychologische und neurowissenschaftliche Forschung einen Beitrag zur Genderforschung leisten kann. Die speziellen Fragestellungen kommen aus dem Bereich der Sprachverarbeitung, insbesondere die Wahrnehmung gendersensibler Ausdrucksweisen
Präsentationsdownload (4,4 MB)
Forschungsinteressen
Psycholinguistik, Neuropsychologie von höheren Sprachfunktionen, Interaktion zwischen Emotion und Kognition beim Verstehen von Sprache, Geschlechtsunterschiede in der Sprachnutzung und in der räumlichen Orientierung.
Vita
Evelyn Ferstl ist seit 2011 Professorin für Kognitionswissenschaft und Genderforschung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und leitet seit Oktober 2013 die Abteilung Kognitionswissenschaft und Genderforschung am Institut für Psychologie. Sie war 2012 Internal Senior Fellow am Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS) und 2006 Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. Zudem war sie von 2006 bis 2010 als Senior Lecturer for Cognitive Neuroscience an der University of Sussex in Brighton, Großbritannien, tätig.
Literatur
Ferstl, Evelyn C. und Kaiser, Anelis. 2013. Sprache und Geschlecht: Wie quantitative Methoden aus der Experimental- und Neuropsychologie einen Beitrag zur Geschlechterforschung leisten können. GENDER: Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 5(3), 9–25.
Kontakt
Prof. Dr. Evelyn Ferstl
Institut für Informatik und Gesellschaft (IIG)
Abteilung Kognitionswissenschaft
Friedrichstrasse 50
D – 79098 Freiburg
Tel.: +49 (0) 761-203-4933
E-Mail
Homepage