Gender Studies und Physik zusammen denken
Auch in der Hochschullehre können Geschlechterforschung und MINT in einen fruchtbaren Dialog treten und in fachlichen und fachübergreifenden Lehrveranstaltungen vermittelt werden. Daher stelle ich zwei Beispiele vor, wie dieses in der Lehre umgesetzt werden kann. Am Beispiel einer Lehrveranstaltung zur physikalischen Geschlechterforschung, die ich zwischen 2012 und 2014 an der TU Darmstadt für Studierende im Lehramt an Gymnasien oder Berufsschulen MINT Unterrichtsfächern durchführte, zeige ich dies auf. Dabei ging es in der Lehrveranstaltung nicht nur um die Vermittlung transdisziplinärer Erkenntnisse. Die Auseinandersetzung mit Physik und Geschlecht bot den Studierenden eine Möglichkeit, ihre eigenen Grundeinstellungen zu Naturwissenschaft und Technik und die darin eingeschriebenen gesellschaftlichen Geschlechtervorurteile zu überprüfen.
Am Beispiel der Grundlagenvorlesung „Einführung in die Physik für Studierende des Maschinenbaus“ reflektiere ich, welche Möglichkeiten es auch im MINT Kernbereich gibt, Impulse der Geschlechterforschung aufzugreifen, um eine von den Studierenden als schwierig erlebte Pflichtveranstaltung in einen Ort der Ermutigung zur Auseinandersetzung mit physikalischem Wissen zu verwandeln. Hier greife ich zurück auf meine Lehrerfahrungen, die ich seit Ende 2014 als Professorin für Gender in Ingenieurwissenschaften und Informatik an der Hochschule Hannover sammle.
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Forschungsinteressen
Geschlechterforschung zu Naturwissenschaften, insbesondere Physik, Geschichte der Physik und physikalischen Bildung, Manufakturen in Zucht- und Arbeitshäusern im 18. Jahrhundert in Europa
Vita
Helene Götschel ist Sozial- und Wirtschaftshistorikerin, Geschlechterforscherin und Diplom-Physikerin. Seit 2014 hat sie die Maria-Goeppert-Mayer Professur für Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik an der Fakultät für Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik der Hochschule Hannover inne. Von 2012–2014 war sie KIVA-Gastprofessorin für Geschlechterforschung und Interdisziplinarität am Fachbereich Humanwissenschaften der Technischen Universität Darmstadt. Sie arbeitet zur Verschränkung von Gender Studies und Physik in Schul- und Hochschullehre.
Literatur
Götschel, Helene. Hrsg. 2013. Transforming Substance. Gender in Material Sciences. Uppsala: Uppsala University Press.
Götschel, Helene. 2010. Genderforschung und Physik im Dialog. In: Waltraud Ernst. Hrsg. Geschlecht und Innovation. Gender-Mainstreaming im Techno-Wissenschaftsbetrieb. Focus Gender, Bd. 12. Berlin u.a.: Lit-Verlag. 85-104.
Götschel, Helene. 2010. Physik: Gender goes Physical – Geschlechterverhältnisse, Geschlechtervorstellungen und die Erscheinungen der unbelebten Natur. In: Becker, Ruth und Kortendiek, Beate. Hrsg. Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 3. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag. 842-850.
Kontakt
Prof. Dr. Helene Götschel
Hochschule Hannover
Fak. II – Abt. Maschinenbau
Gender und MINT
Bismarckstraße 2
D – 30173 Hannover
Tel.: +49 (0)-511-9296-3531
E-Mail
Homepage
Fachgebiet „Gender MINT“ an der Hochschule Hannover
iGAP – Interferences of Gender and Physics