Teilhabe in Digitalisierungsprozessen
In dieser Einführungsvorlesung soll Digitalisierung als Gestaltungsprozess beleuchtet werden, an dem sich Menschen verschiedener Interessen und Gruppierungen aktiv einbringen können. Gesellschaftliche Teilhabe stellt ein basales Versprechen dar, das mit der Digitalisierung einhergeht. Es werden dadurch Instrumentarien bereitgestellt, die direkt auf Partizipation zielen. Welche Formen der Teilhabe und Aushandlungsprozesse – etwa in Form von Bewertungen, Likes, Kommentaren, Rankings, Erfahrungsberichten oder individualisierten Vernetzungsmöglichkeiten – werden durch digitale Medien gefördert und an welche Grenzen stoßen diese Möglichkeiten? Grenzen, die sich nicht zuletzt dadurch bestimmen lassen, dass damit einhergehend Formen der Kontrolle, Normierung und Vermarktung verstärkt vorangetrieben werden können. Dies zumal Aktivitäten im Netz Datenschatten oder „digitale Fußabdrücke“ etwa durch den Aufbau von Algorithmen produzieren. Damit steht zur Diskussion, inwiefern Digitalisierung als Instrument zu verstehen ist, über das Vielfalt ausgehandelt werden kann, jedoch gleichermaßen auf der Matrix von 0-und-1–Lösungen auch in Frage gestellt wird. Utopien scheinen hier Hand in Hand mit Dystopie zu geben.
Marion Mangelsdorf hat 1998 das Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (ZAG) mitgegründet, wo sie inzwischen Geschäftsführerin ist. Derzeit ist sie Leiterin des BMBF-Verbundprojekts Gendering MINT digital. Open Science aktiv gestalten und Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Ethnografie sowie Gender in Science and Technology Studies (STS). Hier interessieren sie insbesondere umwelt- und medienwissenschaftliche Fragestellungen. Außerdem setzt sie sich mit Ansätzen der künstlerischen und partizipativen Forschung auseinander.
Foto: © Johanna Reich